Wir haben uns dem bundesweiten Protest zur „Bildungswende-jetzt“ angeschlossen (www.bildungsende-jetzt.de) und gemeinsam mit anderen die Bremer Demo am 23.9. organisiert! Das war toll! Es waren immerhin 1200 Teilnehmer:innen.
Ich finde, das reicht noch nicht! Nun gilt es, aus der Bildungskrise in die Bildungswende zu kommen und das heißt nicht nur, Forderungen weiter zu teilen und zu vertreten, es heißt die Schule grundlegend zu reformieren. Schule muss ein zukunftsfähiger und inklusiver Lern- und Lebensort werden wo, hier zitieren ich mal Davina (Band Young Diamondz), „wir nicht hinmüssen, sondern wollen!!“
Um dieses „Wollen“ zu erreichen, muss Schule sich zu einem Resonanzraum entwickeln. Resonanz ist das Gegenteil von bloßem Echo, das die meisten Schulen regiert (Hartmut Rosa). Lernräume, in denen Kinder und Jugendliche Anerkennung für ihre Individualität erfahren und sich alle gemeinsam gestaltend erleben und dabei entwickeln. Schulen, Lehrkräfte, Pädagog:innen, die sich erlauben und denen erlaubt wird, sich von der sinnlosen Idee des bloßen Vollstopfen mit Wissen nach Bildungsplänen, im vermeintlich messbaren Gleichschritt, lösen und so dem nachhaltigen „Lernenwollen“ Platz machen. Lernbegleiter:innen, die berührt sind von ihren Schüler:innen und Beziehung im besten Sinne bieten. Es geht beim Lernen (von Kindern wie Erwachsenen) eben nicht um das Füllen von Wissenslücken, sondern um feine interaktive Prozesse und Verortungen in dieser Entwicklung, die weit über den reinen Lernstoff hinausgehen und nur so nachhaltig wirken (fachlich-interdisziplinär, kulturtechnisch und kulturell, sozial und beziehungsgeleitet). Gute Lernprozesse ermöglichen Menschen, sich zu Subjekten zu formen. Reine Stoffvermittlung appelliert nur an die Statik einer vermeintlichen Grundbildung. Schule sollte den Auftrag bekommen Kinder und Jugendliche dabei zu begleiten, eine eigene Weltbeziehung zu lernen. Kinder sind interessiert an großen Fragen, Zukunftsfragen und brauchen Suchbewegungen, Zeit, begeisterte und kompetente Lernbegleiter:innen und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Ich meine, dass immer neue Rezepte zum Erreichen der Basiskompetenzen am eigentlichen Ziel vorbeiführen, wenn sie alleine rezepthaft vermittelt werden. Für’s Lernen begeistern: Das sollte der eigentliche Auftrag von Schule sein! Demokratische Prozesse anregen und erfahrbar machen. Unterschiede aushalten und anerkennen lernen, Empowerment erfahren, entscheiden dürfen, um die zarte Demokratie schützen zu können.
Eine Bildungswende braucht eine auskömmliche Finanzierung, wird durch diese aber nur erreicht, wenn wir anfangen anders Schule zu machen! Dass das in Zeiten von Personalmangel eine sehr große Herausforderung ist, bleibt unbenommen und gelingt vielleicht dann etwas besser, wenn den Schulen auch flexible Mittel für Projektorientierung zur Verfügung gestellt werden und Expert:innen anderer Professionen (von der Tischler:in, über IT-ler:innen, Künstler:innen, Wortakrobat:innen, Köch:innen, Naturmenschen und -Wissenschaftler:innen usw.) die Lernprozesse mit unterstützen. Ob eine zentrale Personalsteuerung der Schulentwicklung zuträglich ist, wage ich zu bezweifeln. Die Ausbildungsoffensive muss mit Bedacht eben so geplant werden, dass es nicht nur um Quantität, sondern vor allem um Qualität geht und zukunftsfähiges und inklusives Lernen und Lehren für alle praxisbezogen und bedeutend wird. Wir aus dem Belastungsdenken- und damit will ich die vielfachen Herausforderung des Jobs keinesfalls schmälern (schon gar nicht die Überlast an Bürokratie)- herausfinden und Arbeit wieder mit Gestaltungsmöglichkeit und effektvollem Eigensinn, sinnvoll und zuletzt dann auch kraftspendend assoziieren.
Das meint Philine